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Jung und engagiert in den Mehrgenerationenhäusern

„Junge Menschen geben sich nicht mit dem Status Quo zufrieden – das birgt Potenzial!“

Dr. Heike Kahl, Vorsitzende der Geschäftsführung der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS), spricht im Interview darüber, wie Mehrgenerationenhäuser und andere Bildungs- und Gemeinschaftseinrichtungen Jugendliche in ihrem Engagement bestärken und einen Ort der Meinungsbildung bieten können.

Was können Bildungs- und Gemeinschaftseinrichtungen wie Mehrgenerationenhäuser Jugendlichen bieten?

Mehrgenerationenhäuser und andere Einrichtungen, die jungen Menschen offen stehen, können viele Funktionen haben: hier tauscht man sich aus, setzt sich mit eigenen und fremden Meinungen und Bedürfnissen auseinander, lernt im Gespräch und Tun mehr über sich und das Miteinander in der Gesellschaft. Gerade vom freiwilligen Engagement profitieren die Jugendlichen: Sie entdecken ihre Talente, werden wertgeschätzt und erfahren, wie erfüllend es ist, etwas für andere zu tun. Dies stärkt das Selbstbewusstsein enorm. Und wer erlebt hat, dass das eigene Handeln einen Unterschied macht für einen anderen Menschen oder die Lebensqualität in der Kommune, der wird sich auch künftig als mündiger Bürger oder mündige Bürgerin einbringen und die Gesellschaft mitgestalten wollen. 

Wie sollten die Mehrgenerationenhäuser die Jugendlichen ansprechen?

Die Häuser können junge Menschen genauso wie ältere Menschen und Familien durch spezifische Angebote ansprechen. Sie müssen dabei natürlich immer auf eine zielgruppengerechte Kommunikation achten und die jungen Menschen dort räumlich und inhaltlich abholen, wo sie sich aufhalten. Zudem sollten Jugendliche sich ernst genommen fühlen und in ihren Entscheidungen begleitet werden, zum Beispiel durch eine vertrauensvolle Atmosphäre. Und: es muss eine wirkliche Teilhabe geben, das ist uns als Deutsche Kinder- und Jugendstiftung besonders wichtig. 

Was verstehen Sie unter „wirklicher Teilhabe“?

Jugendliche merken, wenn Sie in ein Projekt kommen und nichts real bewirken können. Das heißt, es ist ganz wichtig, Jugendlichen kein festgelegtes Schema oder gar eine Lösung vorzugeben, sondern sie nach ihren Ideen, Wünschen und Einschätzungen zu fragen und sie auch Angebote selbst entwickeln oder mitentwickeln zu lassen. Dabei muss man den Jugendlichen etwas zutrauen und zumuten, sie aber auch unterstützen, wo Hilfe nötig ist.

Wie können andersrum auch Mehrgenerationenhäuser von Jugendlichen profitieren?

Die jungen Menschen bringen Schwung und frische Ideen mit. Sie denken weniger in vorgegebenen Bahnen und entwickeln so kreative und unkonventionelle Vorschläge. Außerdem geben junge Menschen sich nicht mit dem Status Quo der Elterngeneration zufrieden, das birgt nicht nur Diskussionsstoff, sondern auch Potenzial und es stößt neue Prozesse an.

Mit Blick auf die Fridays-for-Future-Bewegung: Wie können Bildungs- und Gemeinschaftseinrichtungen das Engagement der Jugendlichen unterstützen?

Die Frage ist, wie die Einrichtungen junge Menschen dabei unterstützen können, von einem Protest, der in Einklang mit der freiheitlich demokratischen Grundordnung steht, ins Handeln zu kommen. Was passiert nach dem Protest? Was brauchen die Jugendlichen, damit sie ihre Anliegen in konkrete Projekte umsetzen können? Hilfe zur Selbsthilfe lautet dabei die Devise, denn wenn die Erwachsenen dann das Ruder übernehmen, können die Jugendlichen nicht die wichtige Erfahrung der Selbstwirksamkeit machen. Und diese Erfahrung, sich ernst genommen zu fühlen und gestalten zu können, stärkt die jungen Menschen und macht sie z. B. weniger empfänglich für populistische Bewegungen.

Inwiefern berücksichtigt die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung die Meinung von Kindern und Jugendlichen?

In unseren Programmen treten wir mit unseren Zielgruppen ins Gespräch. In einer Erhebung zur guten Praxis in Kitas haben wir zum Beispiel auch die Kinder selbst gefragt, was sie wichtig für ihre Einrichtung finden. In unserem Programm OPENION zur demokratischen Meinungsbildung binden wir Jugendliche bereits bei der Konzeption ein. Diese Einbindung von Anfang bis Ende eines Projekts zieht sich mittlerweile durch jedes unserer Vorhaben – ohne geht es gar nicht mehr.

 

Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung bringt Menschen aus der Bildungspraxis, aus Schulen, Kitas oder Jugendarbeit, aus Verwaltung und Politik, aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft zusammen und arbeitet mit ihnen an Veränderungen und drängenden Herausforderungen im Bildungssystem.