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Lesen-Schreiben-Rechnen

"Ich will helfen"

Förderung der Lese-, Schreib- und Rechenkompetenzen in den Mehrgenerationenhäusern

Im Rahmen der Nationalen Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung (AlphaDekade 2016-2026) unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gemeinsam mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) Mehrgenerationenhäuser dabei, niedrigschwellige Angebote zur Förderung der Lese-, Schreib- und Rechenkompetenzen Erwachsener zu erbringen und stellt den Häusern für die Umsetzung dieses Sonderschwerpunkts im Bundesprogramm Mehrgenerationenhaus. Miteinander – Füreinander zusätzliche finanzielle Mittel zur Verfügung. Mehrgenerationenhäuser sind wichtige Anlaufstellen und mit ihrer offenen Angebotsstruktur und ihrer ausgeprägten Netzwerkarbeit bedeutende Partner der AlphaDekade. Aktuell sind 171 Mehrgenerationenhäuser in diesem Bereich tätig.  

Mit vielfältigen Informations- und Freizeitangeboten erreichen sie Betroffene und deren Angehörige in ihrem unmittelbaren Lebensalltag. Innerhalb ihrer gut ausgebauten Netzwerke stehen die Mehrgenerationenhäuser mit wichtigen Multiplikatoren in engem Kontakt. Dazu zählen die kommunalen Verwaltungen, die regionale Agentur für Arbeit und die lokalen Jobcenter, Beratungsstellen, Arztpraxen, Schulen und Kitas, aber auch Unternehmen sowie weitere Partner im Bereich Alphabetisierung und Grundbildung.

Eine zentrale Herausforderung ist es dabei, Erwachsene mit niedrigen Schriftsprachkompetenzen zu erreichen und sie zum Lernen zu motivieren. Nicht gut lesen oder schreiben zu können, ist für Betroffene eine ständige Herausforderung und oft mit Scham besetzt. Der Weg zu formalen Bildungsangeboten (wie z. B. Volkshochschulkursen) stellt für viele Betroffene daher eine große Hürde dar. Um Barrieren abzubauen, eignen sich besonders leicht zugängliche Unterstützungs- und Freizeitangebote, die die Menschen in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld erreichen.

Die niedrigschwelligen Angebote und offenen Formate der Mehrgenerationenhäuser sind geeignet, Vorbehalte und Hemmnisse Betroffener abzubauen. Hier finden sie eine erste Beratung, alltags- und praxisbezogene Unterstützungsangebote und unkomplizierte Hilfe in zwangloser Atmosphäre. Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten finden in Mehrgenerationenhäusern Hilfe beim Schreiben von Bewerbungen, beim Ausfüllen von Formularen sowie beim Verstehen und Verfassen von Anschreiben. In Kochkursen lesen die Teilnehmenden zusammen Rezepte und schreiben Einkaufszettel; in kreativ- und handwerklichen Angeboten wird gemeinsam mit schriftlichen Anleitungen gearbeitet. Mehrgenerationenhäuser laden zu offenen Treffen und Informationsveranstaltungen ein sowie zu Lesecafés und Workshops, beispielsweise über den Umgang mit Geld oder zum Thema Gesundheit und Ernährung.

Lesen, Lernen, Lebensfreude

Mit Kampagnen zur Information und Sensibilisierung des sozialen Umfelds der Zielgruppe tragen die Häuser darüber hinaus zur Aufklärung über die Verbreitung geringer Literalität und zur Enttabuisierung des Themas bei.

Drei Personen sitzen an einem Tisch, zwei Personen stehen vor einem großen Blatt und schreiben etwas darauf.
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Beispiele aus der MGH-Praxis:

  • Das Mehrgenerationenhaus Koblenz zeigt in dem Lernangebot „Sorgenfrei haushalten“ in lockerer Atmosphäre, wie auch mit kleinem Budget gesund und nachhaltig gekocht werden kann. Dabei werden hilfreiche Tipps zum Führen eines Haushaltsbuches gegeben und Ideen zur Vorratshaltung und Resteverwertung vorgestellt.
  • Im Mehrgenerationenhaus in Berlin-Kreuzberg werden gemeinsam mit dem dortigen Grundbildungszentrum Mitarbeitende des Mehrgenerationenhauses und der Sozialberatung des nahegelegenen Stadtteilzentrums für den Alltag und die Bedürfnisse von Menschen mit geringer Literalität sensibilisiert.
  • Um auf das Thema aufmerksam zu machen und dabei besonders junge Menschen zu erreichen, hat das Mehrgenerationenhaus in Gotha einen Videofilm über die Strategien zur Alltagsbewältigung von Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten gedreht. Unter dem Titel „Es geht auch anders!“ wurden zahlreiche Einrichtungen der Stadt zu Drehorten gemacht. Auf diese Weise wurden Passanten und das Umfeld der Betroffenen bereits beim Dreh involviert.
  • Das Mehrgenerationenhaus in Gerolstein hat gemeinsam mit Besucher*innen des Mehrgenerationenhauses ein Kochbuch in Einfacher Sprache entwickelt, das viele hilfreiche Informationen zum Thema Ernährung und leckere Rezepte beinhaltet.

MGH-Angebote in Zeiten von Corona

Um den besonderen Herausforderungen während der Corona-Pandemie zu begegnen, haben sich die Mehrgenerationenhäuser auf die neue Situation eingestellt und vielfältige Alternativangebote und Hilfen entwickelt, um die sozialen Kontakte trotz räumlicher Entfernung aufrechtzuerhalten und den notwendigen physischen Abstand nicht zu einem sozialen werden zu lassen.

  • Zum Beispiel im Mehrgenerationenhaus Schweinfurt: Online-Seminare zur Verbraucherbildung, unter anderem zu den Themen Finanzen, Mietrecht und Digitalisierung.
  • Zum Beispiel im Mehrgenerationenhaus Tübingen: viele kleine YouTube-Videos auf der Homepage des Hauses, in denen Kochrezepte, Bastelangebote und Anleitungen zum Nähen einer Maske zu finden sind.
  • Zum Beispiel im Mehrgenerationenhaus in Weilheim: Vermittlung von Brieffreundschaften und Versand von postalischen Newslettern für Menschen ohne Internet.

Wenn Sie erfahren, dass Menschen Unterstützung beim Lesen, Schreiben oder Rechnen brauchen: Empfehlen Sie die Mehrgenerationenhäuser und machen Sie Betroffene und ihr Umfeld auf deren vielfaltige Angebote aufmerksam!

 

  • Eine Liste der im Bereich „Förderung der Lese-, Schreib- und Rechenkompetenzen“ aktiven Mehrgenerationenhäuser finden Sie hier.
  • Einen aktuellen Infoflyer "Mehrgenerationenhäuser stärken Lese-, Schreib- und Rechenkompetenzen" als barrierefreies PDF-Dokument können Sie hier herunterladen.
  • Den Monitoring-Bericht über die Umsetzung des Sonderschwerpunkts im Jahr 2021 können Sie hier abrufen.

Die Rolle der MGH in der Alpha-Dekade

Im Rahmen der Auftaktveranstaltung zum Bundesprogramm Mehrgenerationenhaus. Miteinander – Füreinander (2021-2028) am 23. Februar 2021 wurde die besondere Rolle der Mehrgenerationenhäuser bei der Ansprache gering literalisierter Menschen hervorgehoben. In einem Interview mit Julia Krebs, der Ansprechpartnerin für den Bereich Alphabetisierung und Grundbildung im MGH Gotha, und dem Lernenden Jürgen konnten sich die Teilnehmenden einen Eindruck von der niedrigschwelligen Arbeitsweise in den Mehrgenerationenhäusern verschaffen. Die Möglichkeit, in zwangloser Atmosphäre einen ersten Kontakt herzustellen und in alltagsnahen Angeboten praxisbezogene Unterstützung zu bieten, macht den deutlichen Mehrwert der Mehrgenerationenhäuser aus. In dem folgenden Video-Clip fasst Bundesfamilienministerin Franziska Giffey in einem abschließenden Gespräch den Stellenwert der Mehrgenerationenhäuser als wichtige Partner der AlphaDekade zusammen.

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