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Gemeinsam stark vor Ort – Mehrgenerationenhäuser als Brückenbauer

Das zählt: Starke Netzwerke für gute Lebensverhältnisse

Wie kooperieren Mehrgenerationenhäuser mit Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft? Wir werfen einen Blick in Zwischenergebnisse der Programmevaluation.

Von Nikola Ornig, Carina Kraft (INTERVAL GmbH) 

Der Ausbau der Zusammenarbeit von Mehrgenerationenhäusern mit Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft ist im Bundesprogramm Mehrgenerationenhaus. Miteinander – Füreinander ein Baustein für eine positive Regionalentwicklung. Dahinter steht die Annahme, dass eine stärkere Zusammenarbeit der Häuser mit lokalen und regionalen Akteurinnen und Akteuren aus den genannten Bereichen zu mehr Lebensqualität und einer höheren Standortattraktivität beitragen kann. 

Wie wirken Mehrgenerationenhäuser in zivilgesellschaftlichen und kommunalen Netzwerken mit?

Die Erhebungen der Programmevaluation im Sommer 2021* bestätigten die gute Einbindung der Mehrgenerationenhäuser auf kommunaler Ebene. Rund 80 Prozent von ihnen wirken laut Angaben der Koordinatorinnen und Koordinatoren – in geringem oder umfangreichem Maße – in (offenen) Netzwerken und Gremien der Stadt oder Gemeinde mit. Auf regionaler beziehungsweise Landkreisebene beteiligen sich rund die Hälfte der Mehrgenerationenhäuser an derartigen Gremien. Interessant dabei ist, dass es keinen Unterschied macht, ob ein Haus in kommunaler oder freier Trägerschaft ist.

Um welche Art von Netzwerk beziehungsweise Gremium es sich handelt, welche Themenschwerpunkte gesetzt werden und welche Rolle die Mehrgenerationenhäuser einnehmen, ist dabei ganz unterschiedlich: Sie wirken unter anderem in Beiräten, Arbeitskreisen und -gruppen, Ausschüssen, Runden Tischen, Qualitätszirkeln, Quartiersprojekten und Stadtteilkonferenzen mit. Dabei arbeiten sie zu den im Bundesprogramm definierten Handlungsfeldern wie Digitale Bildung, Jugendgerechte Gesellschaft oder Selbstbestimmtes Leben im Alter. Die Kooperationen gehen aber auch darüber hinaus und betreffen eine Vielzahl an Themen, wie zum Beispiel nachhaltige Stadtentwicklung oder Gesundheitsförderung im Wirkungsgebiet. Mehrgenerationenhäuser initiieren, organisieren und moderieren Treffen, sind feste, aktive Mitglieder von Netzwerken und werden punktuell zu bestimmten Themen einbezogen. 

Unabhängig davon, in welcher Rolle die Mehrgenerationenhäuser in den oben genannten Netzwerken und Gremien eingebunden sind, ist ihr zentraler Beitrag, eine Schnittstelle zwischen Bürgerinnen und Bürgern mit Verwaltung und Politik zu schaffen und auf verschiedenen Wegen die Mitgestaltung der Menschen in ihrem Sozialraum zu fördern. 

 

  • Einerseits gelingt dies durch direkte Begegnungs- und Austauschmöglichkeiten, die Mehrgenerationenhäuser vor Ort schaffen. So setzen sie sich zum Beispiel dafür ein, dass Gremien für Besucherinnen und Besucher geöffnet oder (kommunale) Partizipationsprojekte durchgeführt werden: 

„Besucherinnen und Besucher des Mehrgenerationenhauses können sich regelmäßig an Sitzungen des lokalen ‚Bürgerrates‘ (entspricht Ortschaftsrat für Stadtteil) beteiligen und so ihre Wünsche und Sorgen direkt an die Kommune weiterleiten. Das Mehrgenerationenhaus bietet somit auch politisch Uninteressierten einen niederschwelligen Einstieg in die direkte Bürgerbeteiligung.“ (Zitat eines MGH in freier Trägerschaft aus dem Demografietyp 6 - Städ-te/Wirtschaftsstandorte mit sozioökonomischen Herausforderungen) 

 

  • Andererseits ermitteln Mehrgenerationenhäuser durch niedrigschwellige, bürgernahe Angebote die Bedarfe der Menschen im Wirkungsgebiet und tragen diese in Gremien und Netzwerke weiter:

„Eine wichtige Strategie ist die Vernetzung mit vielen Institutionen und Vereinen an unserem Standort, um die Bedarfe der verschiedenen Zielgruppen zu erkennen und gemeinsam zu wirken. Eine Stärkung des Einzelnen ist stets eine Stärkung für die Gemeinschaft. Durch niedrigschwellige Angebote können Menschen eingebunden werden, die von Möglichkeiten der Teilhabe vorher ausgeschlossen waren. Somit folgen wir dem aktuellen Motto Miteinander – Füreinander.“ (Zitat eines MGH in freier Trägerschaft aus dem Demografietyp 7 - Großstädte und Hochschulstandorte mit heterogener sozioökonomischer Dynamik) 

Und wie gestalten sich Kooperationen zwischen Mehrgenerationenhäusern und Wirtschaft? 

Rund 60 Prozent der Mehrgenerationenhäuser arbeiten bereits – in geringem oder umfangreichem Maße – mit lokalen und/oder regionalen Unternehmen beziehungsweise Unternehmensverbänden zusammen. 

 

  • Mehrheitlich bestehen diese Kooperationen aus gemeinsamen Projekten oder Angeboten. 
  • Deutlich mehr als die Hälfte der Mehrgenerationenhäuser erhält ein Sponsoring durch Wirtschaftsunternehmen. 
  • Ein kleinerer Teil der Mehrgenerationenhäuser führt spezifische Angebote für Unternehmen beziehungsweise Unternehmensverbände durch. 

Durch die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft entstehen zudem positive Effekte für die Menschen im Wirkungsgebiet: Die Koordinatorinnen und Koordinatoren beschreiben unter anderem Maßnahmen, die die Teilhabe von Menschen am Erwerbsleben fördern. Dazu zählt sowohl die Heranführung an den Ausbildungsmarkt (z. B. Praktikumsvermittlung) als auch an den Arbeitsmarkt (z. B. Eingliederungshilfen). 

* Der Beitrag beruht auf Ergebnissen der teilstandardisierten Onlinebefragung der Koordinatorinnen und Koordinatoren der MGH (n = 443) und der Onlinebefragung von Vertreterinnen und Vertretern der Standortkommunen der MGH (n = 312) im Juni und Juli 2021 im Rahmen der Evaluation im Bundesprogramm Mehrgenerationenhaus durch die InterVal GmbH. Wörtliche Zitate aus den Erhebungen sind in Anführungszeichen und kursiv gesetzt. 
Informationen zur Typisierung der Kommunen nach demografischen Ausgangslagen durch die Bertelsmann Stiftung sind zu finden unter: https://www.wegweiser-kommune.de/demografietypen