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Mehrgenerationenhäuser – Hören, was gebraucht wird

Aus der Praxis I

Raum und Gehör für’s Quartier in Herford

Personen im Mehrgenerationenhaus Herford
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Es ist jetzt gut ein Jahr her, seit die vier Studentinnen der Fachhochschule Bielefeld mit Fragebogen, Stift und viel Zeit von Tür zu Tür liefen und die Bewohnerinnen und Bewohner Herfords nach deren Bedürfnissen, Wünschen und Zukunftsperspektiven im Viertel befragten. Das Mehrgenerationenhaus „Alte Schule Ottelau“ in Herford wollte allen Zielgruppen im Quartier eine Anlaufstelle und ein Ort zum Mitgestalten sein. So hat das DRK Mehrgenerationenhaus in Kooperation mit Studierenden und der Stadt Herford einen Fragebogen entwickelt, der auf vier Seiten Fragen zu den Themen Wohnen, Beteiligung, Lebensqualität sowie Versorgungsstrukturen beinhaltete.


„Wertschätzung des Umfelds“ sei das grundlegendste Prinzip, um Konzepte für den Sozialraum zu entwickeln, hebt Ralf Hoffmann, Koordinator des Mehrgenerationenhauses hervor. Für ihn ist die Entwicklung des Quartiers von großer Bedeutung und die Umsetzung der Bedarfsabfrage ein Herzensprojekt, welches er vor 10 Jahren anstieß und seither vorantreibt.


Die Bedarfsabfrage ist ein Gemeinschaftsprojekt auf vielen Ebenen. Der Prozess verläuft über die Organisationsentwicklung innerhalb des Hauses, es werden Helfer akquiriert sowie die Hochschule und die Sozialhilfeplanung mit eingebunden. Sodann wird das ganze Umfeld befragt. „Die Menge an gewonnenen Daten ist relevant für verschiedenste Bereiche. Am Ende erhält dann der Bürgermeister einen kompakten Eindruck seiner Gemeinde – für alle eine Win-Win-Situation“, so Hoffmann.


Aus den Ergebnissen der Umfrage ergaben sich Aufgabenfelder für das Quartier. So wurde z.B. deutlich, dass man junge Menschen stärker aktivieren und mehr einbinden wolle, da diese eine höhere Teilnahmebereitschaft bekundeten als vor der Bedarfsabfrage vermutet. Auch die verbesserte Koordination von projektbezogenem Engagement in Form einer Helfer-Datenbank mit Kontaktdaten und Fähigkeiten beispielsweise, ergab sich als Aufgabenfeld.


Eine konkrete Umsetzung dieser Aufgabenbereiche ist die sogenannte Kinderspielstadt „Mini-Herford“. Dort können "Bürgerinnen" und "Bürger" im Alter von 8 bis 13 Jahren eine Woche lang nach ihren Vorstellungen leben und arbeiten. Sie können sich z.B. einen Job im Rathaus oder der Tischlerei suchen oder einen eigenen Betrieb gründen. Kinder lernen hier, sich im Spielstadtprojekt mit ihren Ideen einzubringen und mitzugestalten und werden von Freiwilligen aus der Nachbarschaft zwischen 14 und 76 Jahren begleitet, die wiederum selbst partizipieren.


„Man muss den Bewohnerinnen und Bewohnern Raum und Gehör geben“ fasst Hoffmann seine Erfahrungen nun zusammen. Manche Wünsche seien ganz einfach zu erfüllen, so müssten manchmal nur Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt werden und heraus komme ein tolles, in Eigenregie durchgeführtes Projekt von engagierten Menschen aus dem Quartier. Diesen Impuls habe man aber erst durch die Auswertung der Fragebögen erfassen können.


Anderen Mehrgenerationenhäusern, die Ähnliches planen, rät Ralf Hoffmann sich selbst kritische Fragen zu stellen und nicht an Honorarkräften zu sparen. Denn der Aufwand für solche Befragungen zur Quartiersentwicklung sei groß. Seine Begeisterung für die Nachbarschaft und das wachsende Engagement der Bürgerinnen und Bürgern jedoch ist größer, weshalb er mit einem Augenzwinkern hinzufügt: „Mut tut schließlich gut“.